Synoptische Übersicht:

 

Am Donnerstag befand sich eine Tiefdruckrinne westlich von Deutschland, welche schwülwarme Luftmassen nach Mitteleuropa lenkte. Über Frankreich bildete sich in den Frühstunden ein flaches Tief aus, welches unter stetiger Intensivierung Ost – Nordostwärts zog. In den Nachtstunden sollte es die Deutsche Bucht erreichen. Im Umfeld des Tiefs kam es in Frankreich, in den BeNeLux-Staaten, sowie in Deutschland zu Unwettern.

Wetterkarte

Tieddruckrinne über Frankreich und Nordwest-Deutschland, Grafik: wetter3.de

 

 

Gewitterentwicklung:

 

Fokus Belgien:

An dieser Stelle muss der Fokus zunächst auf Belgien gerichtet werden. Ein Rockfestival, nämlich das Pukkelrock-Musikfestival (Stadt Hasselt), wurde von einem starken Gewitter heimgesucht. In Folge dessen stürzten zwei Bühnen ein, Großleinwände und Metallplattformen kollabierten, Bäume wurden entwurzelt und ein Zelt, indem zahlreiche Menschen Schutz suchten, brach in sich zusammen.

Insgesamt sind mindestens 5 Menschenleben zu beklagen, weitere 70 Personen wurden zum Teil schwer verletzt. An dieser Stelle möchte Skywarn Deutschland hiermit den Familien, Freunden und Bekannten der Opfer sein aufrichtiges Beileid aussprechen.

 

Fokus NRW:

In den frühen Abendstunden erreichte die Unwetterfront die deutsche Grenze. In Aachen fielen innerhalb nur einer Stunde 69,1 Liter Niederschlag pro Quadratmeter, wie die Aachener Zeitung berichtet. Gullydeckel wurden durch die Wassermassen hochgedrückt; Straßen, Unterführungen sowie Häuser liefen voll Wasser. Neben heftigem Starkregen kam es auch zu Hagelschlag, welcher zahlreiche Autos und Fensterscheiben in der Aachener City beschädigte. Die Feuerwehrleitstelle registrierte ca. 1000 Notrufe. Insgesamt kam es "nur" zu Sachschäden, Personen seien nicht verletzt worden.

In Heinsberg kam es ebenfalls zu Starkregen und Hagelschlag, jedoch in geringerem Ausmaße. Durch mit dem Gewitter einhergehenden Sturm wurden allerdings einige Dächer abgedeckt, wie die Aachener Zeitung mitteilt.

Rasch griffen die Unwetter nach Osten über. In Düsseldorf musste die Feuerwehr zu 15 Einsätzen ausrücken, da einige Keller voll Wasser gelaufen waren. Insgesamt verlief das Unwetter in Düsseldorf eher glimpflich ab, wie die Rheinische Post berichtet. Allerdings kam es zu zahlreichen Verspätungen und Flugausfällen am Düsseldorfer Flughafen. Zwischen 19.20 und 20.00 Uhr, sowie zwischen 21.00 und 21.15 Uhr musste der Flugbetrieb komplett eingestellt werden. Durch Nachtflüge und Sondergenehmigungen konnten die Ausfälle kompensiert werden.

In Ratingen musste die Feuerwehr 20 Einsätze fahren, wieder mussten Keller leergepumpt und Bäume von den Straßen geräumt werden. In Hilden mussten einige Bäume von Straßen geräumt werden, welche in Folge der Sturmböen entwurzelt worden waren.

Im Kreis Wesel waren vor allem Moers und Kamp-Lintfort von den Begleiterscheinungen des Unwetters betroffen. In Moers wurden Bäume entwurzelt, Äste abgebrochen und Straßen sowie Häuser durch einsickerndes Wasser beschädigt. Die Feuerwehr musste entsprechende Maßnahmen ergreifen. In der Moerser City sollen laut Rheinische Post Müllcontainer und Stühle durch die Luft geflogen sein.

Im Kreis Kleve verliefen die Gewitter eher glimpflich. Die Feuerwehr musste in einigen Städten Äste und umgestürzte Bäume beseitigen, Personen wurden nicht verletzt.

In Krefeld wurden ebenfalls Keller und Straßen überflutet. Die Feuerwehr konnte die entstandenen Schäden rasch beseitigen.

In Duisburg fiel ein entwurzelter Baum auf einen vorbeifahrenden Zug, verletzt wurde jedoch niemand, der Bahnverkehr kam jedoch zwischen Aachen und Dortmund kurzzeitig zum erliegen, die Verspätungen betrugen zumeist um die 30 Minuten. Zu 130 Einsätzen musste die Duisburger Feuerwehr ausrücken, glücklicherweise kam es nur zu Sachschäden.

Ab ca. 19.30 Uhr griffen die Unwetter auf das Ruhrgebiet über. In Essen mussten Feuerwehr und Polizei über 300 Mal ausrücken. Die Ubahn-Station Porscheplatz musste gesperrt werden, da sie vollgelaufen war. Ein Blitz schlug in Essen-Katernberg in ein Haus ein, neben erheblichem Sachschäden wurde auch eine Person verletzt und musste im Krankenhaus behandelt werden. Durch die hohen Regenmengen liefen auch in Essen zahlreiche Keller und Straßen voll, betroffen waren vor allem die Gebiete der City und Grugapark. Die A52 zwischen Essen und Düsseldorf musste zeitweise gesperrt werden, da Überflutungen Teilstücke der Strecke unpassierbar machten. Auch die A40 musste kurzfristig wegen Überschwemmung gesperrt werden.

In Bochum musste aufgrund des herannahenden Unwetters das "Zeltfestival Ruhr" abgesagt werden. Auch kam es in Bochum zu einem Großbrand, ob dieser durch Blitzschlag ausgelöst wurde ist zur Zeit noch unklar. Ca. 100 Einsätze musste die Feuerwehr fahren.

In Dortmund musste die Feuerwehr einen Großalarm auslösen, neben der Berufsfeuerwehr wurden alle freiwilligen Feuerwehren der Stadt aktiviert. Ab 20.10 brach zunächst im Dortmunder Westen ein blitz- und regenintensives Unwetter los, welches Dortmund seit dem Jahre 2008 nicht mehr erlebt hatte. In Dortmund Dorstfeld, Dortmund Oespel und Dortmund Kley liefen zahlreiche Keller voll Wasser, Straßen wurden überflutet und Bäume entwurzelt. Das Handynetz von Eplus und O2 brach komplett zusammen, erst gegen 21.00 Uhr war O2 wieder "online". Auch das Kabelnetz war zeitweise ausgefallen. Die Notrufnummern 112 sowie 110 waren zwischen 20.10 und 20.40 überlastet, eine Situation die stark an das Unwetter von 2008 erinnerte.Auch die Dortmunder City, die Nordstadt & der Osten wurden von den Begleiterscheinungen des Gewitters stark getroffen. Die Ubahn-Station Stadtgarten wurde durch eindringendes Wasser überschwemmt und wurde gespert. In der Innenstadt sind laut Ruhrnachrichten zahlreiche Bäume umgestürzt, welche jedoch rasch von den Feuerwehren beseitigt werden konnten.
Im weiteren Verlauf des Abends zogen weitere Gewitter über Dortmund hinweg, wobei die Regenintensität deutlich nachlies, die Blitzintensität jedoch kaum. Fazit Dortmund: Sachschäden, jedoch keine Personenschäden.

Auch in Werne, Castrop-Rauxel, Schwerte, Lünen, Dorsten, Witten und Selm kam es zu zahlreichen Einsätzen.

Ab den späten Abendstunden überquerten die Unwetter dem Osten NRWs und richteten auch dort Schäden an. So musste die Feuerwehr in Bielefeld 9 Einsätze fahren, unter anderem musste ein durch Blitzschlag ausgelöster Brand gelöscht werden. Auch im östlichen NRW führte Starkregen zu Überschwemmungen und vollgelaufenen Kellern, welche von der Feuerwehr bereinigt werden musten.

Im Kreis Lippe rückte die Feuerwehr zu 50 Einsätzen aus, vorrangig um Bäume und Äste zu beseitigen. Die Wassermassen behinderten auch hier den Verkehr kurzzeitig.

Insgesamt lässt sich konstatieren, dass der gestrige Donnerstag der erste, bundeslandumfassende Unwettertag des Jahres 2011 gewesen ist. Von West nach Ost kam es vielerorts zu Sachschäden, vereinzelt auch zu Personenschäden, wobei glücklicherweise bisher keine Todesopfer zu beklagen sind in NRW.

Blitzortung

Gewitter in NRW und am Alpenrand, Grafik: lightningmaps.org

 

Noch einige Spitzenwerte der Meteomedia Unwetterzentrale:

Auswahl höchste Windböen
107 km/h - Unna - (Nordrhein-Westfalen
96 km/h - Oerlinghausen (Nordrhein-Westfalen)
94 km/h - Wetze/Northeim (Niedersachsen)
93 km/h - Issum (Nordrhein-Westfalen), Northeim (Niedersachsen)
91 km/h - Geilenkirchen (Nordrhein-Westfalen)
88 km/h - Eschweiler (Nordrhein-Westfalen)
83 km/h - Lüdenscheid, Fröndenberg (Nordrhein-Westfalen)
80 km/h - Castrop-Rauxel (Nordrhein-Westfalen)

Auswahl 24stündige Niederschlagsmengen bis Freitag 8 Uhr MESZ
52,7 l/m² - Aachen-Orsbach (Nordrhein-Westfalen)
50,2 l/m² - Lüdenscheid (Nordrhein-Westfalen)
46,3 l/m² - Schwarme (Niedersachsen)
44,9 l/m² - Nettetal-Hülst (Nordrhein-Westfalen)
44,5 l/m² - Gelsenkirchen (Nordrhein-Westfalen)
43,7 l/m² - Essen (Nordrhein-Westfalen)
41,3 l/m² - Schmallenberg-Westerbödefeld (Nordrhein-Westfalen)


Quelle: Warnlagebericht der UWZ, http://www.unwetterzentrale.de/uwz/lagebericht.html

 

Quellen/Bilder/Links:

s. Originalartikel im Forum

 

   
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