Synoptische Übersicht:

Durch ein kräftiges atlantisches Tief und einem Tief über der Deutschen Bucht wurde stärker als an den vorhergehenden Tagen feuchtheiße Luft aus dem Mittelmeerraum nach Deutschland gelenkt. Zusätzlich war eine relativ starke Höhenströmung aus Südwest vorhanden, die für eine gute Geschwindigkeitsscherung des Windes sorgte.

Die warme Luft in mittlerer Höhe sorgte für eine deckelnde Inversion, die bis zum frühen Nachmittag die Gewitterbildung unterband. So konnte sich die unterhalb der Inversion liegende Luftmasse durch die ungehinderte Sonneneinstrahlung weiter erhitzen und mit viel Feuchtigkeit anreichern.

Als dann zunehmend Konvergenz von Westen her auftrat, wurde der Deckel gebrochen und es kam zur explosionsartigen Entwicklung von zum Teil schweren Gewittern, unter denen sich wahrscheinlich auch mehrere Superzellen befanden.

Wetterkarte

Tief bei den Britischen Inseln mit Bodentief über Deutschland, Grafik: wetter3.de

 

Gewitterentwicklung:

Während die letzten Gewitter der Nacht im Nordosten am Vormittag abzogen, griffen am frühen Nachmittag erste gewittrige Schauer von Frankreich auf das Saarland über. Diese führten zur Brechung der oben genannten Inversionsschicht und entwickelten sich im weiteren Verlauf sehr intensiv, sodass zunächst der Hunsrück von Unwettern betroffen war.

Eine dieser Zellen war noch bis zum Abend aktiv und erreichte die hessisch-thüringische Landesgrenze. Diesem ersten Gewitterkomplex folgte eine Kette von Gewittern nach, die anfangs von der Mosel bis zu den Vogesen reichte.

Am späten Nachmittag beschränkte sich die Linie zwar im Wesentlichen auf Süd- und Mittelhessen, hatte bis dahin aber stets an Stärke zugenommen, während gleichzeitig erste zum Teil schwere Gewitter über dem Schwarzwald, dem Allgäu und Ostfriesland auftauchten. Aus Hessen wurde dabei von Orkanböen berichtet, die Bäume entwurzelten, Dächer abdeckten und infolge dessen den Zugverkehr lahmlegten.

Am frühen Abend entwickelten sich dann vor der nordostwärts ziehenden Linie sehr schnell weitere kräftige Gewitterzellen, von denen einige superzellularen Charakter aufwiesen. Besonders zu nennen ist in diesem Zusammenhang eine Zelle, die gegen 19.00 Uhr den Harz überquerte und dabei Hagel von extremem Ausmaß niedergehen ließ. So wurde aus Thale von großen Hagelkörnern berichtet, die Autos und Fensterscheiben zertrümmert haben sollen; gleiches aus Quedlinburg, wo einzelne Körner einen Durchmesser von bis zu 10cm erreichten (Quelle: http://essl.org/cgi-bin/eswd/eswd.cgi).

Aber auch in den Bayerischen Alpen hat großer Hagel von vmtl. Superzellen für beträchtliche Schäden gesorgt. Die Linie zog bis zum späten Abend weiter nach Nordosten und entwickelte sich zu einem großflächigen Gewitterkomplex.

Gewitter

Vermutliche Superzelle östlich von Aalen, BW, Foto: Tobias Hämmer

 

Von Überflutungen und umgestürzten Bäumen ist insbesondere aus Thüringen und Sachsen-Anhalt berichtet worden.

In Bayern entstanden nach Sonnenuntergang vor allem vom Alpennordrand bis in die Oberpfalz weitere Unwetter, die zunehmend verclusterten und ebenfalls als großflächiger Komplex nach Tschechien weiterzogen.

Bis zu den frühen Morgenstunden des 25.08.2011 waren alle Gewitter gen Osten abgezogen oder hatten sich aufgelöst, sodass man durchaus sagen kann, dass in den vorangegangen 15 Stunden die gesamte Süd- und die gesamte Osthälfte Deutschlands sowie einzelne Gebiete im Norden von Gewittern betroffen war und es sich damit um eine der folgenschwersten Unwetterlagen des Jahres 2011 handelte.

 

Blitzortung

Weite Teile Deutschlands waren von den Gewitter betroffen, Grafik: lightningmaps.org

 

 

 

Weiterführende Links:

 

Rheinland-Pfalz:

http://www.rhein-zeitung.de/bilder/bilder-regional/fotos-rhein-hunsrueck-zeitung_galerie

 

Hessen:

http://www.osthessen-news.de/beitrag.php?id=1202317

http://www.osthessen-news.de/beitrag.php?id=1202315

 

Youtube-Videos:

Hagelgewitter Quedlinburg: https://www.youtube.com/watch?v=kYsAGBUQC8Y

Sturm im Hunsrück: https://www.youtube.com/watch?v=T2RBzw7touY

 

 

   
© Skywarn Deutschland 2021