Synoptische Übersicht:

 

Am Mittwoch, dem 22.06.2011, wurde Deutschland von feuchtwarmen Luftmassen aus Südwesten beeinflusst, die im Warmsektor (Vorderseite) eines Tiefdruckgebietes mit Zentrum über der Nordsee einströmte.

Wetterkarte

Klassisches Bild einer sommerlichen (Schwer)-Gewitterlage über Deutschland, Grafik: wetter3.de

Dieses wanderte rasch nach Osten und vor der Kaltfront bildete sich eine Konvergenzlinie.
Gleichzeitig gab es durch den Jetstream, der wellenförmig direkt über dem Südosten lag, auch eine starke Geschwindigkeitsscherung des Windes, was die Bildung organisierter Gewitter, insbesondere Superzellen, begünstigte.
Durch die schnelle Verlagerung der Kaltfront waren auch gute Voraussetzungen für Hebung gegeben.

 

 

Gewittentwicklung:

Es bildeten sich im Laufe des Nachmittages drei wesentliche Gewitterherde aus.

Ein kleiner Gewitterkomplex bildete sich im westlichen Alpenvorland, der eine langlebige Superzelle hervorbrachte, die, anders als die restlichen Gewitter, von West nach Ost parallel zu den Alpen zog. Ihre Begleiterscheinungen waren insbesondere Hagel in Golfballgröße sowie schwere Sturmböen, von denen vor allem die Region Rosenheim betroffen war.

Superzelle

Webcambild der Superzelle (Quelle: Webcam Chieming - http://www.bayernwebcam.de/bilder/chieming.jpg)

 

Mehrere teilweise zusammenhängende Gewitterkomplexe bildeten sich im Bereich Nordrhein-Westfalen/Rheinland-Pfalz/Hessen/Baden-Württemberg, die vor allem Starkniederschlag in Form von Regen und zum Teil schweren Sturmböen hervorbrachten. Sie zogen unter Verstärkung Richtung Nordosten und verlagerten sich zunehmend linienförmig Richtung Polen.
Dabei war eine sehr hohe Blitzrate festzustellen, die teilweise innerhalb Deutschlands bei über 20.000 in zwei Stunden lag.

Im Bereich Rheinland-Pfalz/Hessen und später in Berlin, Thüringen, Süd-Sachsen-Anhalt und Nordsachsen wird von mehreren Unwetterereignissen berichtet. Darunter sind mehrere Blitzeinschläge, vollgelaufene Keller sowie mindestens ein Tornado im nordhessischen Altenlotheim (siehe: viewtopic.php?f=67&t=8960).

In Mittelbrunn bei Kaiserslautern richteten schwere Gewitterböen starke Zerstörungen an. Dass es sich dabei um einen Tornado handelte, wie es in der Landesschau vom SWR hieß, ist eher unwahrscheinlich.

Auch im Lee des Schwarzwaldes bildete sich am späten Nachmittag rasch eine Gewitterlinie, die quer über Bayern bis nach Österreich und Tschechien zog.
Die Gewitterlinie mit zu Beginn eingebetteten Superzellen war ebenfalls intensiv und brachte Sturm und Hagelschlag.
Besonders intensiv waren die Regenfälle dabei im Stuttgarter Raum.

Des Weiteren gab es noch andere Gewittergebiete u.a. in Mittelfranken.

Gewitterlinie

Massive Gewitterfront im Nördlinger Ries, Foto: Daniel Eggert

 

Blitzortung

Zugbahnen der einzelnen Gewitter, Grafik: lightningmaps.org

 

24h-Niederschläge (ausgewählt):

Marienhagen (bei Hameln): 34,5 l/qm
Netphen Dreis-Tiefenbach (Siegerland): 46,2 l/qm
Rosenheim: 52,6 l/qm

 

 

Links:


http://www.abendblatt.de/vermischtes/ar ... letzt.html

http://www.rosenheim24.de/news/rosenhei ... 93723.html

http://www.rosenheim24.de/bayern/unwett ... rstslide=1

http://www.otz.de/startseite/detail/-/s ... 2128149979

   
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