Synoptische Übersicht:

 

Durch ein Tief über Frankreich wurde mit einer südsüdwestlichen Strömung noch einmal feuchtheiße Luft nach Deutschland gelenkt, bevor von Nordwesten die Kaltfront eines großen atlantischen Tiefdruckgebietes auf Mitteleuropa übergriff. Innerhalb der anfangs höchst energiereichen Luftmasse bildete sich eine ostwärts verlagernde Konvergenzlinie mit vorlaufender Zellbildung.

Der sehr instabilen Luftmasse, stand anfangs eine recht starke deckelnde Inversion gegenüber, die sich aber im Laufe des Tages abschwächte. Windscherung war sowohl in Form von moderater Geschwindigkeitsscherung als auch Richtungsscherung durch Rechtsdrehung des Windes mit der Höhe vorhanden. Somit waren vor allem im Westen günstige Bedingungen für organisierte Gewitter vorhanden.

Die Tageshöchsttemperaturen lagen am 26.08.2011 vielerorts weit jenseits der 30°C-Marke, während die nachfolgende Kaltfront diese Werte in kurzer Zeit nahezu halbierte. Kurz vor Beginn des Septembers kann dieser Wetterumschwung wohl als untrügliches Vorzeichen des nahenden Herbstes gedeutet werden.

 

Wetterkarte

Höhentrog und Bodentief unter starkem Höhenwind - Schwere Gewitter waren vorprogrammiert, Grafik: wetter3.de

 

Gewitterentwicklung:

Schon am Morgen lösten erste Gewitterzellen über Hohem Venn und Nordeifel aus. Im Laufe des Vormittags bildeten sich dann auch am Niederrhein erste Gewitter. Am Mittag griff dann eine sehr intensive Gewitterlinie auf Nordrhein-Westfalen über. Während sich dann der südliche Teil dieser Linie abschwächte, intensivierte sich der im Norden, sodass nun insbesondere Ems- und Münsterland betroffen waren.

Die Gewitterlinie überquerte Niedersachsen nordostwärts und zerfiel größtenteils vor Schleswig-Holstein, während sich in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen weitere kräftige Zellen entwickelten. Aber auch über Rheinland-Pfalz und Saarland entwickelte sich eine Kette intensiver Gewitter. Diese verlagerte sich ebenfalls nordostwärts Richtung Sauerland.

Die einzelnen Zellen über Niedersachsen bildeten am Abend eine weitere starke Linie aus, während sich gleichzeitig Zellen aus dem Hunsrück und Lothringen zu einem größer werdenden Komplex formierten. Einzelne orographisch ausgelöste Gewitter über Hessen wurden von besagtem Komplex fast gegen die Windrichtung quasi aufgesogen. Dadurch wurden sie kurzzeitig sehr stark geschert, was zu einer temporären Intensivierung führte.

Der Komplex brachte an der hessisch-thüringischen Landesgrenze und in Nordhessen noch kleinere rasch nordwärts ziehende Linien hervor, die sich aber wieder schnell abschwächten. Eine Intensivierung erfolgte dann noch einmal orographisch bedingt am Harz, während im Westen mittlerweile die ausfließende feuchtkühle Gewitterluft wetterbestimmend war und länger anhaltenden Regen brachte. Letzte Gewitter blieben in der noch feuchtwarmen Luft im Nordosten bis in die frühen Morgenstunden des 27.08.2011 erhalten.

Derweil setzte sich von Westen her zunehmend die Kaltfront mit Regen durch. Diese überquerte über den Tag ganz Deutschland. Auf ihrer Rückseite hielt kühles mit einzelnen Gewittern durchsetztes Schauerwetter Einzug.

Insbesondere die Gewitter vom Mittag und Nachmittag des 26.08.2011 in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen brachten äußerst heftige Niederschläge in Form von Starkregen und zum Teil großem Hagel sowie Orkanböen und eventuell einen oder mehrere Tornados hervor (siehe Links).

 

Blitzortung

Zugbahnen der Gewitter auf der Blitzkarte, Grafik: lightningmaps.org

 

Weiterführende Presselinks:

 

http://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article13568761/Sturmtief-Bert-fordert-ein-Todesopfer.html

http://www.rp-online.de/panorama/deutschland/sturmtief-fordert-todesopfer-in-koblenz-aid-1.1996456

http://www.derwesten.de/unresolved/unwetter-in-nrw-id5001105.html

 

 

Skywarn-Links:

 

Tornado-Verdachtsfall Xanten-Lüttingen:

http://forum.skywarn.de/viewtopic.php?f=34&t=9196

Chasing-Berichte:

http://forum.skywarn.de/viewtopic.php?f=4&t=9203

http://forum.skywarn.de/viewtopic.php?f=4&t=9207

Youtube:

https://www.youtube.com/watch?v=h18DuFZMhZE

https://www.youtube.com/watch?v=AJy8s9aB1YU&feature=related

https://www.youtube.com/watch?v=QLTxWBu02Ms&feature=related

   
© Skywarn Deutschland 2021