Synoptische Übersicht:

 

Die Druckunterschiede in Deutschland nahmen wieder leicht zu im Gegensatz zum bis 26.07.2013 vorherrschenden barometrischen Sumpf. Jedoch verstärkte sich dadurch die Südströmung und führte noch feuchtere und heißere Luft als zuvor heran. Gleichzeitig war auch die Windscherung deutlich stärker als an den Tagen zuvor, was allgemein bessere Voraussetzungen für organisierte Entwicklungen schuf.

Es bildete sich zudem eine Konvergenzlinie, die mancherorts für ausreichend Hebung sorgte. Das European Storm Forecast Experiment (Estofex) gab für teile des Westens sogar ein Level 3 heraus, was nicht allzu häufig vorkommt und nur dann herausgegeben wird, wenn die Modellrechnungen auf weiträumig schwere Unwetter schließen lassen.

 

Estofex

Einschätzung der Lage von Estofex, Grafik: estofex.org

 

Gewitterentwicklung:

Zunächst wanderten am Vormittag erste Gewitter aus den Benelux-Ländern nach Westdeutschland ein. Es handelte sich dabei um einen recht großen Rest eines mesoskaligen konvektiven Systems (MCS), das sich am Abend zuvor in Frankreich gebildet hatte. Am frühen Nachmittag intensivierte sich die Vorderseite dieses Systems jedoch und wurde zu einer starken Böenlinie (Squall Line), die sich von Westfriesland (Niederlande) bis zur Westfälischen Bucht erstreckte und nordostwärts wanderte.

An ihrem Südende entwickelte sich dabei geradezu lehrbuchhaft eine Superzelle. Durch ihr östliches (rechtes) Ausscheren spaltete sie sich von der Squall Line ab und zog selbstständig ostwärts weiter. Als die Gewitterlinie am Abend über die Schleswig-Holsteinische Ostseeküste abgezogen war, befand sich die Superzelle bereits im Jerichower Land (Sachsen-Anhalt). Hinter der Squall Line entwickelten sich noch einzelne teils kräftige Gewitter von der Nordsee her kommend, während sich im Saaletal insbesondere im Burgenlandkreis (Sachsen-Anhalt) weitere kräftige, gut organisierte Gewitterzellen bildeten.

Superzelle

Die Superzelle bei Braunschweig, Foto: Christian Schöps via Flickr

 


Am späten Abend löste sich die Superzelle nach über 400km Zugbahn kurz vor Berlin auf. Die letzten Gewitter im Norden zogen über der Ostsee ab und auch die Gewitter in Mitteldeutschland starben in der Sächsisch-Brandenburgischen Grenzregion.

 

Blitzortung

Beeindruckende Zugbahn und Langlebigkeit der Großhagel - Superzelle im Norden, Grafik: lightningmaps.org

 

Schäden:

 

Die bedeutendsten Schäden brachte zweifelsohne die Superzelle, vor allem bei der Passage von Hannover. Sie ließ über Stunden von Nordrhein-Westfalen über Niedersachsen bis nach Sachsen-Anhalt und Westbrandenburg teilweise extrem großen Hagel mit einem Durchmesser von > 8cm niedergehen. Aber auch Sturmschäden waren zu beklagen, auch durch die Squall Line im Nordwesten.

Hagelvideo aus der Region Gifhorn: http://www.youtube.com/watch?v=lwFxZudVoG8

Weiteres beeindruckendes Video des Hagels: https://www.youtube.com/watch?v=sX3ccViZoAo 

 

Presselinks:

 

http://www.abendblatt.de/hamburg/polizeimeldungen/article118446971/Unwetter-im-Norden-Hagelkoerner-zerschlagen-Autoscheiben.html

   
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